Goin' Home

oder: ein aufbruch

 

Auf Forschungsreise zu den Wurzeln der US-amerikanischen Musik taucht die Südtiroler Musikstudentin Petra unversehens in vergangene Zeiten ein. In der New Yorker Ottendorfer Library erlebt sie, wie wegweisende Figuren der Musikgeschichte hitzige Debatten um das Verbindende und das Partikulare von Musik führen, um Identität und Aneignung. Sie beginnt zu ahnen, welch aktuelle Brisanz diese vermeintlich alten Diskurse bergen.
          Die Protagonisten sind keine geringeren als Antonín Dvořák, Amy Beach und Bud Powell, dazu die mysteriöse Navajo-Bibliothekarin López und Bukar, Petras nigerianischer Freund, dessen Glaube an verbindende Ideale im Kampf um Gerechtigkeit ebenfalls auf die Probe gestellt wird.

           Zwischen europäischer Romantik, afroamerikanischen Spirituals, Native American Musik und Bebop, zwischen Bostoner High Society, den Verheißungen der New Frontier Kaliforniens, Jazzclubs in Harlem und der New Yorker NGO-Szene, zwischen Rassismus und Schmelztiegel, kultureller Selbstbehauptung und Aneignung, Austausch und Dissens verflüssigen sich die Identitäten in diesem vielschichtig komponierten Roman.

          Fesselnde Lektüre, nicht nur für Musikexperten. Ein schillernder Spiegel gegenwärtiger Identitätsdebatten, in dem einfache Antworten verschwimmen und jedes Goin’ Home auch ein neuer Aufbruch ist.

Eine formale Besonderheit des Buches: Eingebettet in den Text finden sich QR-Codes, die es schon beim Lesen ermöglichen, die in der Geschichte erwähnten Musiktitel anzuhören. Ein Novum!

Am 20. September 2024 erschien in den USA die von Kate Mueser besorgte englische Übersetzung des Romans: 

Goin' Home And Far Away: 
How Dvořák And Other Curious Minds 
Shaped American Music.

Rezensionen von "GOIN' HOME"

Eine Auswahl von Rezensionen lesen Sie

michls 
letzte reise

Nach dem Scheitern seiner beruflichen Karrieren, erst als Südtiroler Politiker, dann als Brückenbau-Consultant, ist Michl Siglmann an die Grenzen seiner Urteilskraft gestoßen. Heute (Herbst 2020) leidet der Achtzigjährige an Demenz. Seine Pflegerin Fatima war Lehrerin in ihrer Heimat Nigeria, bevor Boko Haram sie zur Flucht nach Südtirol zwang.
          In Michls und Fatimas mal ernsten, mal wirren Gesprächen über Politik, Religion, Gerechtigkeit, Rassismus und die Bedeutung der eigenen Ideale bewegen sich Michls Gedanken vorwiegend in der Vergangenheit, unterbrochen durch Fantastereien und schmerzhafte, durch die Corona-Schutzmaßnahmen surreal verstärkte Angstvorstellungen. Gegenwärtige Gefahren blendet Michl aus, so auch die Drohungen und Beleidigungen der neonazistischen Wohnungsnachbarn gegenüber Fatima. Diese bemüht sich mit zunehmendem Erfolg, ihre Erfahrungen von Flucht und rassistischer Erniedrigung in Michls vergangenheitslastiges Weltbild einzubringen.
Angeregt durch den kurz nach 1850 erschienenen Reisebericht des Afrikaforschers Heinrich Barth (Im Sattel durch Nord- und Zentralafrika) begeben sich Michl und Fatima auf eine fiktive Reise von Tripolis (Libyen) in Fatimas Heimat, ohne die Wohnung jemals zu verlassen. Passagen aus Barths Buch veranlassen Michl und Fatima zur Reflexion und zu einem Brückenschlag in die Gegenwart, der sich dramatisch zuspitzt und Fragen nach der persönlichen Verantwortung und den verschiedenen Wegen der Gerechtigkeit aufwirft.

DER ANDERE AST

Eine alternative Geschichte Südtirols

Der andere Ast ist ein Plädoyer für die Integrationskraft eines Europas der Regionen, verpackt in die Form eines Krimis um ein europäischeres Südtirol, in dem die deutsche und die italienische Sprachgruppe stärker miteinander leben (und nicht nur nebeneinander) und auf diese Weise hergebrachte Konflikte überwinden. Ein Plädoyer für Empathie.
          Die Verwirklichung dieses europäischen Südtirols ist das Anliegen einer Gruppe junger Leute. Wir sind in den Wochen vor der "Wende" (1989), freilich in einer "uchronistischen" (das heißt erfundenen, wenn auch nicht völlig aus der Luft gegriffenen) historischen Situation, in der die Geschichte auf dem Kopf steht: Südtirol wurde 1945 wieder österreichisch, Österreich wurde wenig später in einen westlichen und einen kommunistischen Staat geteilt, Südtirol ist Teil des Letzteren, der Eiserne Vorhang verläuft zwischen Südtirol und dem Trentino. Die jungen Leute propagieren ein offenes Europa und planen Aktionen des friedlichen Wandels, eingebettet in spannende Episoden: Fluchthilfe, Machtkämpfe innerhalb der lokalen Kommunistischen Partei, eine Geheimdienstintrige um einen vorgetäuschten Bombenanschlag, sprachgruppenüberschreitende Freundschaften und Solidaritäten. Ein europäisch ausgerichtetes Südtirol wird zur Initialzündung für die Wende.