IDENTITÄT

Aus: Goin' Home. Oder: Ein Aufbruch

(Hoffentlich bestätigt das Buch die Leser in der Ansicht,) dass die Welt bunt, vielfältig und voller unbekannter Schätze ist; dass Identitäten sich aus einer schier unendlichen, unser Erfahrungsarsenal überschreitenden Fülle von Variablen zusammensetzen, die sich untereinander immer neu kombinieren; dass Identitäten nur selten ein Endpunkt sind, sondern meistens der Ausgangspunkt von etwas Neuem. Nur diese Art von Offenheit führt uns weg von engen, statischen, im Extremfall ›rassisch‹ determinierten Definitionen. Eine Identität an einer einzelnen Eigenschaft festzumachen, insbesondere an einem Gen oder an einem Geschlecht, und die Identität damit in ein Korsett zu zwingen, das die vielen anderen Eigenschaften und Potenziale eines Menschen aussperrt, ist etwas, das meines Erachtens jedem emanzipationsgläubigen Menschen suspekt sein sollte.
          Offenheit, in der Identität weit über ihren Tellerrand hinausblicken und sich deswegen in neue Gefilde hinein entfalten kann, wird nirgends so deutlich und nirgends so breitenwirksam akzeptiert wie in der Musik. In ihr pflegte man Interkulturalität schon lange bevor es Begriffe wie world music, crossover und fusion gab. Die eigentliche Frage ist meines Erachtens nicht, ob die kulturelle Auseinandersetzung mit dem Anderen stattfinden soll, sondern wie.

Bob holte tief Luft und richtete den Oberkörper auf, bereit zum nächsten Gedankensprung. "Wissen Sie, Petra, wir reden jetzt über Identitäten. Nichts, was Sie fein in wissenschaftliche Schubladen stopfen können. Und wenn Sie es tun, stecken Sie eine Raupe rein, und raus kommt ein Schmetterling."

Bukar brachte es mal wieder auf den Punkt. Unsere New Yorker Freunde hätten wir vielleicht gerade deswegen als so beeindruckend wahrgenommen, weil sie im reifen und selbstkritischen Umgang mit ihren verschiedenen Bewusstseinsstufen, mit ihren Ambivalenzen und ihren manchmal widerstreitenden Prioritäten ihre Stärke zeigten.